* 21. Dezember 1940
von Detlef Gojowy
Essay
Die erste Komposition, die Foretić in sein Werkverzeichnis aufgenommen hat, ist ein Jugendwerk aus seiner Zeit in Osijek: Sechs Zwölftonstücke für Klavier (1955). Im Jugoslawien der deutsch-italienischen Besatzung wie auch in den frühen Jahren sowjetisch diktierter sozrealistischer Kulturpolitik wurde „Zwölftonmusik“ als Chiffre der Auflehnung und als Freiraum eigener Identität erlebt und verstanden: Führende Musiker der jugoslawischen Länder hatten vor dem Krieg in Wien studiert und Schönbergs Partituren sich in privaten Notenschränken erhalten.
Während seines Studiums in Zagreb (u.a. bei Milko Kelemen, 1959–66) komponierte Foretić dann u.a. Kantaten (Torso, 1963/64; Bojno koplje prebi na sedmero [Er zerbrach die Lanze in sieben Stücke], 1964/65), das unvollendete Stück Les aprèsmidis d'un Foretić für drei instrumentale Kammerensembles (1965/66) und die literarisch-musikalisch-szenische Collage Quousque tandem abutere, Foretić, patientia nostra? [Wie lange willst du, Foretić, unsre Geduld missbrauchen?] (1965/66). Damals entstanden außerdem happeningartige Stücke wie das Koncert za rog i svijeću für Horn, Barytonhorn, eine Baustellensirene (bzw. ein Nebelhorn) in G und szenische Aktion (1966/67). Der Titel „Konzert für Horn und Kerze“ nimmt Bezug auf die kroatische Redewendung „Jemandem ein Horn für eine Kerze verkaufen“, d.h. ein X für ein U vormachen. Innerhalb ...